Blindes Vertrauen in Bücher schadet: Japanisches Sprichwort

Sprichwörter

Wie man „Wenn man Büchern völlig vertraut, dann wäre es besser, gar keine Bücher zu haben” liest

Kotogotoku sho wo shinzureba sunawachi sho naki ni shikazu

Bedeutung von „Wenn man Büchern völlig vertraut, dann wäre es besser, gar keine Bücher zu haben”

Dieses Sprichwort bedeutet, dass man besser gar keine Bücher lesen sollte, wenn man alles, was in Büchern geschrieben steht, ohne Hinterfragen glaubt.

Bücher sind gewiss Schätze des Wissens. Jedoch ist nicht alles, was in ihnen geschrieben steht, notwendigerweise korrekt.

Sie können die Vorurteile oder Missverständnisse des Autors enthalten. Sie können die Beschränkungen ihrer Zeit widerspiegeln. Manchmal enthalten sie absichtliche Übertreibungen.

Dieses Sprichwort wird verwendet, wenn jemand den Inhalt von Büchern als absolute Wahrheit behandelt und sein eigenes Urteilsvermögen aufgibt. Es warnt vor der Haltung, blind zu glauben „es muss richtig sein, weil es im Buch steht”.

In unserer modernen Ära, die von Informationen überquillt, ist diese Lehre noch wichtiger geworden.

Nicht nur Bücher, sondern auch Informationen im Internet erfordern von uns, jederzeit kritisches Denken zu bewahren.

Beim Empfangen von Informationen müssen wir ihre Quellen und Belege überprüfen. Wir müssen sie anhand unserer eigenen Erfahrung und Vernunft beurteilen.

Ursprung und Etymologie

Es wird angenommen, dass dieses Sprichwort aus einer Passage im alten chinesischen Klassiker „Mencius” stammt. Der ursprüngliche Ausdruck lautet „尽信書、則不如無書” (Wenn man Büchern völlig glaubt, dann ist es nicht so gut, wie gar keine Bücher zu haben).

Mencius war ein wichtiger konfuzianischer Denker. Er hinterließ tiefe Einsichten über die menschliche Natur und Moral.

Der Hintergrund dieses Ausspruchs bezieht sich auf die Einstellung zu Büchern im alten China. Damals waren Bücher äußerst kostbar und hatten als Wissensquellen absolute Autorität.

Mencius wies jedoch auf die Gefahr hin, alles, was in Büchern geschrieben steht, ungeprüft zu schlucken.

Besonders interessant ist der Kontext, in dem Mencius diese Worte sprach. In seinem Text gibt es eine Szene, die Aufzeichnungen darüber diskutiert, als König Wu, ein alter weiser König, einen Tyrannen besiegte.

Die Bücher enthielten einen übertriebenen Ausdruck, der besagte „Blut floss, bis Stößel darin schwammen”. Aber Mencius sagte: „Wenn du all das glaubst, wäre es besser, keine Bücher zu haben.”

Dies basierte auf seinem Urteil, dass der tugendhafte König Wu nicht einen so brutalen Kampf hätte führen können.

Mit anderen Worten, dieses Sprichwort ist nicht einfache Skepsis. Es lehrt die Wichtigkeit, den Inhalt von Büchern mit der eigenen Vernunft und dem moralischen Empfinden zu prüfen.

Es enthält eine tiefgreifende Lehre, dass Wissen erlangen und kritisch darüber nachdenken koexistieren sollten.

Verwendungsbeispiele

  • Expertenmeinungen sind wichtig, aber „wenn man Büchern völlig vertraut, dann wäre es besser, gar keine Bücher zu haben” – am Ende muss man selbst denken
  • Ich bin gescheitert, weil ich Internetinformationen für bare Münze genommen habe. Es ist genau „wenn man Büchern völlig vertraut, dann wäre es besser, gar keine Bücher zu haben”

Universelle Weisheit

Dieses Sprichwort wurde über Tausende von Jahren überliefert, weil es ein grundlegendes menschliches Verlangen erkennt, sich auf Autorität zu verlassen.

Wenn wir Angst oder Verwirrung verspüren, wollen wir der Verantwortung entgehen, eigene Urteile zu fällen.

Phrasen wie „es stand in einem Buch” oder „ein Experte hat es gesagt” wirken wie Zaubersprüche, die uns von der Last unserer eigenen Entscheidungen befreien.

Die menschliche Würde liegt jedoch genau in dieser „Kraft, selbst zu denken”. Büchern oder Autoritäten blind zu vertrauen mag auf den ersten Blick bescheiden und weise erscheinen.

Aber es ist tatsächlich ein Akt des Aufgebens der eigenen Vernunft. Es ist ein einfacher Weg, aber auch einer, der das Wachstum als Mensch stoppt.

Interessant ist, dass dieses Sprichwort nicht sagt „lies keine Bücher”. Bücher sind wichtig.

Aber noch wichtiger ist es, das Gelesene durch den Filter der eigenen Erfahrung und Vernunft zu verdauen.

Der Unterschied zwischen Wissen und Weisheit liegt genau hier. Wissen kann von außen erhalten werden, aber Weisheit muss in einem selbst kultiviert werden.

Alle Menschen machen Fehler. Daher sind auch Buchautoren nicht perfekt.

Diese Unperfektion anzuerkennen und trotzdem weiter zu lernen und zu denken – das ist wahre Intelligenz.

Dieses Sprichwort ist eine Kristallisation der Weisheit der Vorfahren, die sowohl menschliche Schwäche als auch Stärke tief versteht.

Wenn KI das hört

In der Informationstheorie wird der Wert einer Nachricht daran gemessen, „wie sehr sie Unsicherheit reduziert”.

Wenn zum Beispiel eine Wettervorhersage sagt „morgen wird es sonnig oder regnerisch”, lehrt sie einen nichts. Der Informationsgehalt ist null.

Büchern blind zu glauben verursacht ein ähnliches Phänomen.

In der Shannon-Entropie sind wirklich wertvolle Informationen neues Wissen, das man nicht vorhersagen konnte. Wenn man jedoch annimmt, dass alle Buchinhalte korrekt sind, akzeptiert man widersprüchliche Beschreibungen als „beide sind richtig”.

Dann sammeln sich redundante Daten im Gehirn an, die sagen „sowohl A als auch B sind richtig”. Man verliert die Gelegenheit, Informationen zu komprimieren, indem man urteilt „wenn A richtig ist, dann ist B falsch”.

Das Prinzip der Datenkompression findet Muster und entfernt Duplikate, um nur wesentliche Informationen zu behalten.

Kritisch zu lesen bedeutet, mehrere Quellen zu vergleichen, Widersprüche zu erkennen und nur hochwahrscheinliches Wissen zu extrahieren. Das ist genau verlustfreie Kompression.

Umgekehrt ist blinder Glaube wie das Speichern von Rohdaten, die mit Rauschen vermischt sind. Das Informationsvolumen mag groß aussehen, aber die Dichte nutzbaren Wissens ist extrem niedrig.

Je mehr man Buchinformationen unkritisch schluckt, desto weniger wird das Wissen komprimiert. Die Wahrheit wird schwerer zu erkennen.

Lektionen für heute

Was dieses Sprichwort einem heute lehrt, ist, wie man einen Kompass hält, damit man nicht im Meer der Informationen ertrinkt.

In unserer Zeit sind wir von unzähligen Informationsquellen umgeben – nicht nur Bücher, sondern auch soziale Medien, Nachrichten und Videos.

Den Mut zu haben, innezuhalten und zu fragen „ist das wirklich wahr?” ist wichtiger denn je geworden.

Konkret, wenn man etwas lernt, frage dich zuerst: „Wer teilt diese Information und warum?”

Dann vergleiche diesen Inhalt mit deiner eigenen Erfahrung und dem gesunden Menschenverstand. Wenn sich etwas seltsam anfühlt, ist das ein wichtiges Signal.

Vergleiche mehrere Informationsquellen. Suche nach verschiedenen Perspektiven.

Was zählt, ist das Gleichgewicht zwischen Zweifeln und Lernen. Wenn man alles bezweifelt, lernt man nichts. Wenn man alles glaubt, wird man betrogen.

Bücher und Informationen sind Werkzeuge, die dem Denken helfen. Sie sind kein Ersatz für das Denken selbst.

Denke mit deinem eigenen Kopf. Fühle mit deinem eigenen Herzen. Sprich mit deinen eigenen Worten.

Diese Ansammlung wird zu wahrer Weisheit – einem Schatz, den dir niemand nehmen kann.

Lass dich nicht von Informationen kontrollieren. Werde jemand, der Informationen beherrscht.

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