Gesprochene Worte holen vier Pfe: Japanisches Sprichwort

Sprichwörter

Wie man „Ist ein Wort einmal ausgesprochen, können es auch vier Pferde nicht mehr einholen” liest

Ichigon sudeni izureba shiba mo oigatashi

Bedeutung von „Ist ein Wort einmal ausgesprochen, können es auch vier Pferde nicht mehr einholen”

Dieses Sprichwort bedeutet, dass man etwas, was man einmal gesagt hat, nicht mehr zurücknehmen kann, egal wie sehr man es bereut.

Worte erreichen die Ohren des Zuhörers in dem Moment, in dem man sie ausspricht. Sie prägen sich in sein Herz ein.

Auch wenn man sagt „Ich habe mich versprochen” oder „Das war nur ein Scherz”, kann man den Eindruck, den die Worte hinterlassen haben, nicht vollständig löschen.

Menschen verwenden dieses Sprichwort, wenn sie bereuen, etwas Unbedachtes gesagt zu haben. Sie verwenden es auch, um anderen die Tragweite von Worten zu lehren.

Es trifft besonders zu, wenn man jemanden mit zornigen Worten verletzt hat. Oder wenn man ein Versprechen oder eine Erklärung zurücknehmen möchte. Oder wenn man versehentlich ein Geheimnis preisgegeben hat.

Diese Lehre gilt auch für die sozialen Medien von heute. Im digitalen Raum bleiben Worte als Aufzeichnungen bestehen. Sie können sich weit verbreiten.

Dieses Sprichwort lehrt uns, innezuhalten und nachzudenken, bevor wir sprechen.

Ursprung und Etymologie

Dieses Sprichwort stammt wahrscheinlich aus dem altchinesischen Text „Analekten des Konfuzius”, speziell aus dem Kapitel Yan Yuan.

Der ursprüngliche Text lautet „一言既出、駟馬難追.” Er erscheint in einem Dialog zwischen Konfuzius’ Schülern über die Tragweite von Worten.

„Shiba” bezieht sich auf einen von vier Pferden gezogenen Wagen. Im alten China war dies das schnellste verfügbare Fahrzeug.

Selbst das schnellste Transportmittel jener Zeit konnte einmal gesprochene Worte nicht einholen. Dieser Vergleich zeigt kraftvoll, wie schnell Worte reisen und wie unmöglich es ist, sie zurückzuholen.

Interessant ist, dass dieser Ausdruck als Vergleich physischer Geschwindigkeit funktioniert.

Worte reisen als Schall durch die Luft. Sobald sie die Ohren des Zuhörers erreichen, kann man sie nicht mehr zurückrufen.

Egal wie schnell dein Wagen verfolgt, du kannst Worte, die bereits jemandes Herz erreicht haben, nicht mehr zurückholen.

Dieses Sprichwort kam während der Zeit der Gesandtschaften zur Tang-Dynastie nach Japan. Es kam zusammen mit den konfuzianischen Lehren an.

Während der Samurai-Zeit wurde es besonders wichtig, Verantwortung für seine Worte zu übernehmen. Dieses Sprichwort verband sich mit dem Geist des Bushido und verbreitete sich weit.

Als Lehre über die sorgfältige Wahl der Worte ist es seit Jahrhunderten in japanischen Herzen eingraviert.

Interessante Fakten

Das „Shiba” in diesem Sprichwort war ein besonderer Wagen im alten China. Nur der Kaiser und hochrangige Adlige durften darauf fahren.

Die Kontrolle über vier Pferde erforderte fortgeschrittene Fähigkeiten. Fahrer erhielten spezielle Ausbildung und waren hochqualifizierte Fachkräfte.

Der Ausdruck, dass selbst dieses höchste Fahrzeug gesprochene Worte nicht einholen konnte, bedeutete für die Menschen jener Zeit „absolut unmöglich”. Es war die ultimative Metapher.

Das Japanische hat viele Sprichwörter, die vor der Gefahr von Worten warnen. Beispiele sind „Worte sind wie Klingen” und „der Mund ist das Tor des Unglücks”.

Dies hängt mit dem Kotodama-Glauben in der japanischen Kultur zusammen. Menschen glaubten, dass Worte besondere Kraft besitzen.

Einmal gesprochene Worte haben die Macht, die Realität zu bewegen. Deshalb war das Bewusstsein, dass sie nicht zurückgenommen werden können, so stark.

Verwendungsbeispiele

  • Ich bereue wirklich, was ich damals im Zorn gesagt habe. Ist ein Wort einmal ausgesprochen, können es auch vier Pferde nicht mehr einholen.
  • Du solltest sorgfältig nachdenken, bevor du diesen Vertrag unterschreibst. Ist ein Wort einmal ausgesprochen, können es auch vier Pferde nicht mehr einholen, weißt du.

Universelle Weisheit

Menschen sind emotionale Wesen. Freude, Zorn, Trauer, Angst.

Wenn wir von diesen emotionalen Wellen mitgerissen werden, sprechen wir oft ohne nachzudenken. Später bereuen wir es und wünschen, wir hätten diese Worte nie gesagt.

Dieses Sprichwort wird seit Tausenden von Jahren überliefert. Das liegt daran, dass Menschen grundsätzlich „Dinge, die nicht rückgängig gemacht werden können” fürchten.

Wir können die Vergangenheit nicht ändern. Worte werden besonders dazu neigen, leichtfertig behandelt zu werden, weil sie unsichtbar sind, im Gegensatz zu körperlichen Handlungen.

Doch Worte haben die Macht, Menschen am tiefsten zu verletzen. Sie haben auch die Macht, am tiefsten zu heilen.

Interessant ist, dass dieses Sprichwort nicht lehrt „schweige”. Vielmehr lehrt es „wähle deine Worte sorgfältig”.

Menschen kommunizieren durch Worte. Wir bauen Beziehungen auf und formen Gesellschaften durch Sprache. Wir können nicht ohne Worte leben.

Unsere Vorfahren kannten diese Wahrheit. Worte haben unumkehrbare Macht.

Deshalb ist der Moment vor dem Sprechen so wichtig. Dieser Moment der Reflexion in deinem Herzen kann dein Leben verändern.

Der Mut, zornige Worte zu schlucken. Die Entschlossenheit, die Wahrheit zu sprechen. Die Verantwortung, Versprechen zu halten.

All dies hängt von diesem einen Moment der Beurteilung ab. Das Verständnis für die Unumkehrbarkeit von Worten mag ein Übergangsritus zum Erwachsenwerden sein.

Wenn KI das hört

Wenn man das Sprechen durch die Informationstheorie betrachtet, treten überraschende Fakten zutage.

In dem Moment, in dem du ein Wort sagst, lassen Schallwellen Luftmoleküle vibrieren und erreichen das Trommelfell des Zuhörers. Das ist nur ein physikalisches Phänomen. Aber das eigentliche Problem liegt darüber hinaus.

Im Gehirn des Zuhörers wandeln sich diese Worte in elektrische Signale um. Sie verbinden sich mit bestehenden Gedächtnisnetzwerken. Sie lösen Emotionen aus. Sie werden als neue Erinnerungen in mehreren neuronalen Schaltkreisen gespeichert.

Mit anderen Worten, eine einzige Information repliziert sich sofort als Tausende oder Zehntausende von Neuronenverbindungen.

Die Informationstheorie nennt den Grad der Informationsausbreitung und -unordnung „Entropie”.

Lass einen Tropfen Tinte in ein Glas Wasser fallen. Du kannst es nie wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen.

Dasselbe gilt für Worte als Information. In dem Moment, in dem du sie aussprichst, verbreiten sie sich im Gehirn des Zuhörers als „System”. Die Entropie steigt schnell an.

Was noch problematischer ist: Menschliche Gehirne interpretieren gehörte Informationen automatisch. Sie verbinden sie mit Emotionen und speichern sie als Erinnerung.

Auch wenn du dich entschuldigst, verschwinden die neuronalen Verbindungsmuster, die durch deine ersten Worte entstanden sind, nicht. Es werden nur neue Erinnerungen hinzugefügt. Der ursprüngliche Zustand kehrt nie zurück.

Das ist auch ein fundamentales Gesetz des Universums. Die Zeit fließt nur in eine Richtung, weil die Entropiezunahme unumkehrbar ist.

Die Unmöglichkeit, Worte zurückzunehmen, ist nicht nur ein soziales Problem. Es ist eine Unvermeidlichkeit, die in physikalischen Gesetzen verwurzelt ist.

Lehren für heute

Dieses Sprichwort lehrt moderne Menschen die Wichtigkeit der „Pause” vor dem Sprechen.

Wenn du dich ärgerlich fühlst, nimm dir Zeit, tief zu atmen, anstatt sofort zu reagieren. Bevor du in sozialen Medien postest, lies deine Nachricht noch einmal.

Bevor du ein wichtiges Versprechen machst, frage dich, ob du es wirklich halten kannst.

Diese „Pause” ist keine Feigheit. Vielmehr zeigt sie die Stärke, Verantwortung für deine Worte zu übernehmen.

Worte können nicht zurückgenommen werden. Genau deshalb haben wir die Macht, vor dem Sprechen nachzudenken.

Die moderne Gesellschaft verlangt zunehmend sofortige Antworten. Aber gerade deshalb brauchen wir den Mut, bewusst innezuhalten und nachzudenken.

Deine Worte können jemandes Tag erhellen. Sie können auch jemanden verletzen. Die Macht zu wählen liegt nur bei dir, bevor du sprichst.

Ist ein Wort einmal ausgesprochen, können es auch vier Pferde nicht mehr einholen.

Diese alte Weisheit sagt uns nicht, die Macht der Worte zu fürchten. Sie lehrt uns, die Macht der Worte zu respektieren.

Mögen deine Worte gute Samen in jemandes Herz pflanzen. Um das zu erreichen, warum beginnst du nicht heute mit der Gewohnheit, einmal tief zu atmen?

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