Fremden Schmerz erträgt man drei: Japanisches Sprichwort

Sprichwörter

Wie man „Man kann den Schmerz anderer drei Jahre lang ertragen” liest

Hito no itai no wa sannen demo shinbō suru

Bedeutung von „Man kann den Schmerz anderer drei Jahre lang ertragen”

Dieses Sprichwort offenbart eine grundlegende Wahrheit über die menschliche Natur. Menschen zeigen Mitgefühl, wenn andere leiden, aber sie können dieses Leiden unendlich lange tolerieren, weil sie es nicht selbst erleben.

Man verwendet dieses Sprichwort, wenn man auf jemandes Haltung hinweist. Sie sagen „Das ist so schwer für dich” oder „Du tust mir leid”, aber sie tun es wirklich nur als Problem einer anderen Person ab.

Man kann es auch zur Selbstreflexion verwenden. Es erinnert daran zu überprüfen, ob man anderen zu leichtfertig sagt, sie sollen Härten ertragen.

Die Psychologie hinter diesem Ausdruck hat sich in der modernen Zeit nicht verändert. Wenn Menschen auf das Unglück anderer in sozialen Medien „liken” oder beiläufig „halt durch” sagen, könnte dieselbe Denkweise am Werk sein.

Der eigene Schmerz fühlt sich selbst für einen Moment unerträglich an. Aber man kann überraschend tolerant gegenüber dem Schmerz anderer Menschen sein.

Dieses Sprichwort weist scharf auf diesen widersprüchlichen Aspekt der menschlichen Natur hin.

Ursprung und Etymologie

Keine klaren schriftlichen Aufzeichnungen erklären den Ursprung dieses Sprichworts. Jedoch bietet die Struktur des Ausdrucks interessante Einblicke.

„Drei Jahre” erscheint häufig in japanischen Sprichwörtern und Redewendungen. „Drei Jahre sogar auf einem Stein” und „Pfirsiche und Kastanien brauchen drei Jahre” verwenden diesen Zeitrahmen.

Es dient als symbolische Zahl, die eine lange Periode repräsentiert. Die „drei Jahre” hier bedeuten nicht genau drei Jahre. Es ist eine Metapher für „eine sehr lange Zeit”.

Dieses Sprichwort beobachtet scharf eine grundlegende menschliche Eigenschaft. Es weist mit Ironie auf die egoistische Seite von Menschen hin, die den Schmerz und das Leiden anderer ertragen können, egal wie lange es dauert.

Die wahrscheinlichste Theorie besagt, dass es unter gewöhnlichen Menschen während der Edo-Zeit entstand. Die Menschen damals halfen einander in ihren Gemeinschaften, aber sie verstanden den Unterschied zwischen dem, was Menschen sagen, und dem, was sie wirklich denken.

Sie zeigten oberflächlich Mitgefühl, aber fühlten sich innerlich gut, weil der Schmerz nicht ihrer war. Unsere Vorfahren hatten scharfe Beobachtungsfähigkeiten, um diesen Widerspruch in der menschlichen Psychologie zu durchschauen.

Dieser Ausdruck ist nicht nur Kritik. Er spiegelt ein ruhiges Verständnis der menschlichen Natur wider und enthält sowohl Resignation als auch Selbstreflexion.

Menschen haben ihn über Generationen mit dieser tieferen Bedeutung weitergegeben.

Verwendungsbeispiele

  • Mein Chef geht pünktlich zum Feierabend, während er Kollegen bei Überstunden zusieht, als wollte er sagen „Man kann den Schmerz anderer drei Jahre lang ertragen.” Es ist frustrierend.
  • Eltern sagen einem leicht, man solle Dinge ertragen, aber es ist wie „Man kann den Schmerz anderer drei Jahre lang ertragen” – sie können es sagen, weil es nicht ihr Schmerz ist.

Universelle Weisheit

Die menschliche Natur, die dieses Sprichwort offenbart, ist eine zeitlose Wahrheit. Warum sind wir so empfindlich für unsere eigenen kleinen Schmerzen, aber so unempfindlich für das große Leiden anderer?

Es liegt daran, dass Menschen grundsätzlich selbstzentrierte Geschöpfe sind. Schmerz und Leiden wandern durch die eigenen Nerven. Das Leiden einer anderen Person vollständig zu verstehen ist biologisch unmöglich.

Egal wie sehr man seine Vorstellungskraft einsetzt, man kann die Zahnschmerzen einer anderen Person nicht als eigene Zahnschmerzen fühlen.

Unsere Vorfahren standen dieser menschlichen Begrenzung ruhig gegenüber. Deshalb enthält dieses Sprichwort nicht nur Kritik, sondern auch Resignation und Selbstreflexion.

Wenn man sagt „Man kann den Schmerz anderer drei Jahre lang ertragen”, kritisiert man andere, während man gleichzeitig zugibt, derselbe Typ Mensch zu sein.

Dieses Sprichwort wurde so lange weitergegeben, weil es eine ewige Herausforderung in menschlichen Beziehungen einfängt. Wir wissen, dass vollständige Empathie unmöglich ist, dennoch versuchen wir immer noch, anderen in ihrem Schmerz beizustehen.

Dieses Sprichwort spiegelt Menschen wider, die zwischen dieser Anstrengung und ihren Grenzen schwanken. Vielleicht ist das Erkennen der eigenen Schwäche der erste Schritt zu wahrem Mitgefühl.

Wenn KI das hört

Das menschliche Gehirn enthält Nervenzellen namens „Spiegelneuronen”, die reagieren, wenn man die Handlungen anderer beobachtet, als würde man sie selbst ausführen. Wenn jemand fällt, fühlt man instinktiv „autsch” wegen dieses Mechanismus.

Hirnwissenschaftliche Forschung hat etwas Faszinierendes enthüllt. Die Schmerzintensität, die diese Spiegelneuronen reproduzieren, beträgt nur etwa ein Zehntel bis ein Zwanzigstel des Schmerzes, den man tatsächlich selbst erlebt.

Mit anderen Worten, wenn der Schmerz, den man beim Schneiden des Fingers fühlt, „10″ ist, beträgt der empathische Schmerz, den jemand beim Zusehen fühlt, nur etwa „0,5″.

Noch interessanter ist, wie dieses Empathiesignal über die Zeit schnell verblasst. Der eigene Schmerz bleibt im Gedächtnis eingraviert, aber Erinnerungen an das Beobachten des Schmerzes anderer verblassen innerhalb von Tagen erheblich.

Dies ist ein Energieeffizienzproblem im Gehirn. Informationen, die nicht direkt mit einem selbst zu tun haben, sind programmiert, schnell gelöscht zu werden.

Betrachtet man diesen neurowissenschaftlichen Mechanismus, könnte „drei Jahre ertragen” keine Übertreibung sein – es könnte sogar untertrieben sein. Wenn die tatsächliche Schmerzintensität auf weniger als ein Hundertstel sinkt und auch aus dem Gedächtnis verschwindet, erzeugt das endlose Beobachten des Leidens anderer fast keine biologische Belastung.

Empathie läuft im Energiesparmodus des Gehirns.

Lektionen für heute

Dieses Sprichwort lehrt moderne Menschen die Wichtigkeit, demütig die Grenzen ihrer Empathie anzuerkennen. Wenn man leichtfertig „Das ist so schwer” in sozialen Medien kommentiert, versteht man wirklich den Schmerz der anderen Person?

Was zählt, ist nicht das Streben nach perfekter Empathie. Vielmehr ist es das ehrliche Zugeben „Ich kann nicht wirklich verstehen”. Dann konkrete Maßnahmen innerhalb der eigenen Kapazität ergreifen.

Kleine, aber tatsächliche Hilfe ist weitaus wertvoller als Worte des Mitgefühls allein.

Dieses Sprichwort lehrt auch, innezuhalten, bevor man andere zum Ertragen zwingt. Wenn man dabei ist zu sagen „Versuch es nur ein bisschen mehr” oder „Du kannst so viel ertragen”, ist es wirklich zu ihrem Vorteil?

Oder kann man es nur sagen, weil man den Schmerz nicht selbst fühlt?

Solange man menschlich ist, kann man sich nicht vollständig in die Schuhe einer anderen Person stellen. Aber diese Begrenzung zu kennen, lässt einen Menschen vorsichtiger und aufrichtiger begegnen.

Dieses Sprichwort bittet uns, unsere eigene Unvollkommenheit zu akzeptieren und dennoch die Demut zu bewahren, sich um andere zu kümmern.

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