Mund isst, Schultern kleiden sich: Japanisches Sprichwort

Sprichwörter

Wie man „Hat man einen Mund, so isst man; hat man Schultern, so kleidet man sich” liest

Kuchi areba kui, kata areba kiru

Bedeutung von „Hat man einen Mund, so isst man; hat man Schultern, so kleidet man sich”

Dieses Sprichwort bedeutet, dass Menschen leben können, indem sie das nutzen, was sie bereits haben. Wenn man einen Mund hat, kann man etwas essen und überleben. Wenn man Schultern hat, kann man etwas anziehen.

Mit anderen Worten: Auch ohne besondere Talente oder Reichtum kann jeder schaffen zu leben, indem er den Körper und die Fähigkeiten nutzt, mit denen er geboren wurde. Diese Denkweise steht im Kern dieses Sprichworts.

Menschen verwenden dieses Sprichwort, um jemanden zu ermutigen, der Schwierigkeiten gegenübersteht, oder um sich selbst zu motivieren. Es trägt die hoffnungsvolle Botschaft: „Auch wenn du das Gefühl hast, gerade nichts zu haben, hast du sicherlich etwas, das du nutzen kannst.”

Heute bedeutet dieses Sprichwort mehr als nur zu überleben. Es geht darum, das Beste aus den Ressourcen und Fähigkeiten zu machen, die man hat, um sein Leben zu leben.

Es geht nicht nur um sichtbare Dinge wie Bildung, Qualifikationen oder Verbindungen. Das Sprichwort hilft uns, den Wert dessen zu erkennen, was wir bereits besitzen – unsere Erfahrungen, Persönlichkeit und gesunden Körper.

Ursprung und Etymologie

Das genaue erste Auftreten dieses Sprichworts in der Literatur ist unklar. Seine Struktur deutet jedoch darauf hin, dass es stark die alltäglichen Empfindungen der einfachen Menschen während der Edo-Zeit widerspiegelt.

„Hat man einen Mund, so isst man” bezieht sich auf den Mund als Organ zum Essen. „Hat man Schultern, so kleidet man sich” bezieht sich auf die Schultern als Körperteil zum Tragen von Kleidung.

Was diesen Ausdruck interessant macht, ist, wie er die beiden grundlegendsten menschlichen Aktivitäten – Essen und Kleidung tragen – mit spezifischen Körperteilen verbindet.

Für die einfachen Menschen in der Edo-Zeit war die Sicherung der täglichen Mahlzeiten und Kleidung das Leben selbst. Auch ohne besondere Talente oder Reichtum konnte man, wenn man einen Mund hatte, etwas essen und überleben. Wenn man Schultern hatte, konnte man etwas anziehen und die Kälte ertragen.

Dieses Sprichwort enthält die kluge und positive Weisheit, das Beste aus dem Körper als Ressource zu machen, mit der Menschen geboren werden.

Indem es das Konditional „wenn man hat” verwendet, während es tatsächlich Dinge benennt, die jeder besitzt, übermittelt es eine ermutigende Botschaft. Egal in welchen Umständen man sich befindet, es gibt Wege zu überleben.

Dieser Ausdruck soll die widerstandsfähige Lebensphilosophie der Edo-Bürger verdichten – dass man selbst in Armut durch Einfallsreichtum leben kann.

Verwendungsbeispiele

  • Ich war deprimiert, nachdem ich meinen Job verloren hatte, aber „Hat man einen Mund, so isst man; hat man Schultern, so kleidet man sich”, also werde ich zuerst alles versuchen
  • Als er sich beklagte, keine Qualifikationen oder Erfahrung zu haben, ermutigte ich ihn mit den Worten „Hat man einen Mund, so isst man; hat man Schultern, so kleidet man sich”, also wird es schon gut gehen

Universelle Weisheit

Dieses Sprichwort wurde so lange überliefert, weil es einen grundlegenden Optimismus über das menschliche Überleben ausdrückt. Wenn Menschen Schwierigkeiten gegenüberstehen, neigen sie dazu zu verzweifeln und zu denken, sie hätten nichts.

Aber in Wirklichkeit besitzen wir vom Moment unserer Geburt an bereits die grundlegenden Werkzeuge zum Leben.

Die tiefe Weisheit dieses Sprichworts liegt darin, unsere Aufmerksamkeit auf „was wir haben” zu lenken, anstatt auf „was uns fehlt”. Menschen haben die seltsame Tendenz, das zu zählen und zu beklagen, was sie nicht haben.

Kein Geld, kein Talent, kein Glück. Aber unsere Vorfahren durchschauten das. Was wir wirklich zum Überleben brauchen, ist nicht etwas Fernes – es ist die Weisheit, das zu nutzen, was bereits in uns ist.

Die Wahl von Mund und Schultern als Beispiele war auch klug. Das sind Körperteile, die jeder hat. Das ist nicht nur eine Metapher – es demonstriert menschliche Gleichheit.

Egal welchen gesellschaftlichen Status oder welche Umstände man hat, jeder hat die gleichen grundlegenden Körperfunktionen. Mit anderen Worten: Die Möglichkeit des Überlebens steht jedem gleichermaßen offen. Das ist eine Botschaft voller Hoffnung.

Dieses Sprichwort enthält tiefes Vertrauen in die menschliche Anpassungsfähigkeit. Selbst wenn sich Umgebungen ändern oder Situationen sich verschlechtern, haben Menschen überlebt, indem sie kreativ das nutzten, was sie hatten.

Diese Widerstandsfähigkeit mag der Grund sein, warum die Menschheit bis heute fortbestanden hat.

Wenn KI das hört

Das Wesen dieses Sprichworts liegt darin, wie es darauf hinweist, dass das menschliche Glücksgerät mit überraschend einfachen Eingangsterminals hochfährt. Maslows Bedürfnishierarchie hat fünf Ebenen: physiologische, Sicherheits-, soziale, Wertschätzungs- und Selbstverwirklichungsbedürfnisse.

Aber dieses Sprichwort konzentriert sich nur auf die niedrigste Ebene – physiologische Bedürfnisse. Außerdem grenzt es die Körperteile, die zur Erfüllung benötigt werden, auf die minimalen Schnittstellen von „Mund” und „Schultern” ein.

Bemerkenswert ist, dass das Sprichwort nicht sagt „wenn man einen Magen hat” oder „wenn man einen Körper hat”. Es macht bewusst „Mund” und „Schultern” – die Kontaktflächen – zu den Subjekten.

Mit anderen Worten: Es erkennt, dass das, was zum Überleben benötigt wird, nicht die inneren Organe als Verarbeitungsgeräte sind, sondern lediglich die Empfangsports, die mit der Außenwelt verbinden.

Das ist eine umgekehrte Betrachtung dessen, was die Kognitionswissenschaft „verkörperte Kognition” nennt. Es ist eine nüchterne Beobachtung, dass das Lebenssystem nur mit physischen Verbindungen aufrechterhalten werden kann, auch ohne höhere Funktionen wie Bewusstsein oder Emotionen.

Moderne Menschen erschöpfen sich beim Streben nach dem obersten Stockwerk der Selbstverwirklichung. Aber dieses Sprichwort bietet kognitive Neuausrichtung, indem es die „Schwelle der Erfüllung” auf die niedrigste Ebene zurücksetzt und die Grundlinie für Glück dramatisch senkt.

Die Tatsache, dass man leben kann, solange zwei Ports – Mund und Schultern – funktionieren, dient als Befreiungsgerät von übermäßigem Streben.

Lehren für heute

Was uns dieses Sprichwort heute lehrt, ist die Wichtigkeit, den Wert dessen neu zu bewerten, was wir „bereits haben”. Die moderne Gesellschaft sagt uns ständig, neue Fähigkeiten zu erwerben, Zertifikate zu bekommen und unsere Netzwerke zu erweitern.

Natürlich sind diese Dinge wichtig. Aber davor halte inne und denke nach. Was besitzt du bereits?

Einen gesunden Körper, deine vergangenen Erfahrungen, die Beziehungen, die du aufgebaut hast, die kleinen Fähigkeiten, die du im täglichen Leben verfeinert hast. Diese mögen zu gewöhnlich erscheinen, um Wert zu haben.

Aber denke daran: Hat man einen Mund, so isst man; hat man Schultern, so kleidet man sich. Der Einfallsreichtum, das zu nutzen, was du jetzt hast, mag tatsächlich der zuverlässigste Weg zu leben sein.

Diese Lehre wird besonders kraftvoll, wenn man schwierigen Situationen gegenübersteht. Beklage nicht, was du verloren hast – schaue auf das, was bleibt. Zähle nicht, was du nicht kannst – beginne mit dem, was du kannst.

Diese Perspektivenverschiebung wird neue Wege für dich öffnen.

In dir schlafen viele Schätze, die du noch nicht bemerkt hast. Grabe sie aus, poliere sie und nutze sie.

Das ist die Botschaft, die uns dieses Sprichwort seit Hunderten von Jahren übermittelt.

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